Oldtimer langsam zurück in der Spur
Am Markt für klassische Autos bildet sich allmählich ein neues Preisgefüge. Dabei lässt der Preisdruck für manche Modelle langsam nach. Mit Auktionen im virtuellen Raum hadern die Enthusiasten und Sammler aber noch.
Die Lage am Markt für klassische Autos normalisiert sich langsam. Die Verunsicherung in der Branche zu Beginn der Corona-Pandemie ist in eine sanfte Normalisierung übergegangen. Das ist unser Eindruck aus den Gesprächen zwischen Marktteilnehmern und Experten bei der zweiten Online-Marktkonferenz "Drehmoment".
Allerdings muss sich am Markt erst langsam ein neues Preisgefüge bilden. So warten manche noch auf weitere Preisrückgänge. Demgegenüber glauben gerade private Verkäufer immer noch an die Preise von Wertgutachten ihrer Lieblingsstücke aus dem Jahr 2015 oder 2017. In den meisten Fällen sind die damals ermittelten Preise heute aber nicht mehr reell, sondern zu hoch.
Scharfe Modellauswahl
Die im Trend leicht sinkenden Preise führen auch zu einer viel schärferen Auswahl bei den gefragten Modellen. Am deutlichsten sind die Preisrückgänge bei populären Modellen, insbesondere wenn der Zustand nicht perfekt ist. Gesucht ist, was selten und in perfektem Zustand ist. "Blender" sind auf dem aktuellen Käufermarkt gänzlich unbeliebt. Oder wie ein Händler sagte: "Geschminkte Leichen bleiben einfach liegen."
Das spiegelt sich in den Auktionsergebnissen von Pebble Beach. Zwar litt die Veranstaltung und die Auktionen mit Sicherheit auch von der Verlegung in den virtuellen Raum. Aber die erzielten nur 58 Mio. US-Dollar fallen doch sehr weit hinter die 245 Mio. US-Dollar aus dem Vorjahr zurück. Das kann auch nicht nur durch die fehlende euphorisierende Wirkung des Champagners erklärt werden. Historische Autos muss man einfach vor dem Zuschlag genau ansehen und selber unter die Lupe nehmen. Nur wenn man den Zustand gut beurteilen kann und der favorisierte Wagen "zu einem spricht", dann hat er auch eine Chance, ersteigert zu werden. Online scheint der Funke noch nicht so recht zu zünden.
Preise der Modelle fahren einen Zickzack-Kurs
Gespiegelt wird die Preisentwicklung im HAGI Index der Historic Automobile Group International. Der setzt seinen Zickzackkurs fort und schwankt um das im Jahr 2015/16 erreichte Niveau. Dabei veranstalten die Teilindizes der einzelnen Marken ein Windhundrennen. Derzeit liegt Ferrari mit einem Plus von über 10% seit Jahresbeginn vorn, während klassische Porsche im gleichen Zeitraum um fast drei Prozent verloren.
Fazit: Der Preisdruck lässt inzwischen zwar nach, Potenzial nach oben haben die Preise aber nur bei seltenen Modellen in Top-Zustand. Zudem tut sich das Auto-Auktionsgeschehen schwer mit Online-Veranstaltungen.