Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
3296
Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

Bei E.ON stimmt die Richtung

Das börsennotierte deutsche Versorgungsunternehmen E.ON quält seine Investoren mit Juristendeutsch und Denglisch. Ansonsten scheinen die Compliancemaßnahmen aber auf dem richtigen Wege – auch wenn Transparenz diesbezüglich bei E.ON noch nicht groß geschrieben wird.

2016 vollzog E.ON die Aufspaltung: Die Kohle- und Gaskraftwerke gingen an die ausgegliederte Uniper. Die kann sich künftig mit Kohleminen in Kolumbien, dem Russland-Geschäft und der Zerstörung von Lebensräumen rumschlagen. Den Atommüll lud man schon vorher beim Steuerzahler ab.

Bei E.ON bleiben die Netze und erneuerbare Energien – und die schöne neue Energiezukunft. Wäre das nicht eine günstige Gelegenheit für eine neue, bessere Risikowahrnehmung und Kommunikation? Was hat sich denn für das neu zugeschnittene Unternehmen verändert? Bei Offshorewind ist E.ON mittlerweile der zweitgrößte Betreiber der Welt. Verbesserungen darf es auch in der Kommunikation geben: Zu den „Luxemburg-Leaks" findet sich über die Suchmaschine bei E.ON nichts. Krass sind die Sprachwelten bei E.ON: im COC Juristendeutsch, auf der Homepage Marketingdenglish.

Verhaltenskodex

Ein „klassischer" legalistischer Verhaltenskodex der ersten Generation, der alle wesentlichen Standardthemen überdurchschnittlich gut ausführt. Leider fehlen Informationen auf der Homepage. Trotz der Kürze sind die meisten Vorgaben in der notwendigen Detailtiefe erläutert (z.B. der Begriff des „Amtsträgers", des „Vorteils", etc.). Unfassbar, dass die Sprache heute noch so juristisch und einschüchternd sein kann.

Die Aufforderung „jeder Mitarbeiter hat sich (...) eigenverantwortlich darüber zu informieren, welche Rechtsvorschriften für seine Tätigkeit zu beachten sind", geht weit über das Ziel hinaus, selbst wenn E.ON hierbei unterstützen will. Ästhetisch ist der Code eine durchnummerierte Bleiwüste in Gesetzesformat: keinerlei Bilder, keine Farben, keine grafischen Elemente, keine Auflockerung. 

Lieferantenkodex

E.ON hat einen überwiegend guten Lieferantenkodex. Mängel gibt es bei den Vorgaben zu Sublieferanten und der Darstellung von Überwachungsmaßnahmen. So behält sich E.ON zwar vor, den Lieferantenkodex mittels „Selbstauskunft, Auskunft durch Dritte, Vorlage von Zertifikaten sowie die Erlaubnis, die Einhaltung des Lieferantenkodex durch Audits vor Ort" zu überprüfen, es wird aber nicht deutlich, inwiefern der Konzern auch Gebrauch von diesen Maßnahmen macht. Ein Whistleblower-System für die Lieferkette ist nicht ersichtlich, ein System für Mitarbeiter scheint es aber zu geben. Lieferanten werden obligatorisch überprüft, die Auswahl der Geschäftspartner dokumentiert.

CMS Compliance-Management-System

Das CMS wurde 2016 nach dem internationalen Standard IDW PS 980 erfolgreich zertifiziert. Das bedeutet, „dass es geeignet ist, um Compliance-Risiken im Konzern zu vermeiden." Das ist eine Standardformulierung. Im Bereich der Whistleblower Hotline arbeitet E.ON mit einer externen Anwaltskanzlei zusammen. Das mag eine Hürde sein, aber unterstreicht auch, dass man die Anzeigen ernst nimmt. 2016 wurden 11.000 Mitarbeiter im Rahmen des „Pulse Checks" anonym zur Compliance-Kultur befragt. Etwa 75 Prozent der Mitarbeiter gaben dabei an, dass Fehlverhalten im Unternehmen offen angesprochen werden kann. 

Kommunikation 

Die Homepage ist consumerorientiert und nach der Energiewende ganz auf solar und alternative Energien gemünzt. Man tut so, als habe man die Energiewende erfunden, dabei tat E.ON alles, um sie zu verzögern und klagte sogar dagegen. Den Einstieg in das Geschäft mit erneuerbaren Energien hatte man lange verschlafen.

Radioaktive Abfälle und Kernenergie finden in der Berichterstattung kaum statt. Vergeblich sucht man nach Infos zum „Luxemburg-Leaks", der unschönen Steuervermeidung des Konzerns. Das Marketingdeutsch ist teilweise furchtbar. Beispiel: Mit dem „Predictive Maintenance Ansatz" will E.ON „einen maßgeblichen und revolutionären ‚Step Change' für das Asset Management vorantreiben." Was bitte?

Fazit: Sprachlich unsäglich, im Herzstück CMS recht gut. So kommt E.ON unter die besten Zehn im DAX in Sachen Compliancedarstellung. Dennoch: erhöhtes Investorenrisiko.  

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH

Eyb & Wallwitz ist mit dem Kunden nicht auf Augenhöhe

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
„Als Philosoph und Mathematiker ist es mir ein Bestreben die aktive Vermögensverwaltung mit sozialem Engagement und Verantwortung zu vereinen“, stellt sich Geschäftsführer Dr. Georg von Wallwitz im Anlagevorschlag vor. Man sei der Überzeugung, dass nachhaltiges und verantwortungsvolles Wirtschaften langfristig mit wirtschaftlichem Mehrwert einhergehe und sich für Stiftungskunden auszahle.“ Das Zitat lässt beim Leser die schönsten Hoffnungsblätter ergrünen. Bringt Eyb & Wallwitz sie zum Blühen?
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Credo Vermögensmanagement GmbH

CREDO baut Nähe zum Kunden auf

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Eule, Segelboot, Keimling und Füllhalter – mit diesen Bildmotiven begrüßt CREDO auf der Website seine Gäste. Die Eule beobachtet genau, das Segelboot manövriert durch stürmische Zeiten, der Keimling steht für gesundes Wachstum und der Füllhalter soll Unabhängigkeit symbolisieren. Nicht schlecht gelöst. CREDO bedeutet laut Website „Ich glaube". Glauben und Vertrauen seien die wertvollsten Güter, der Ursprung des Unternehmens liege in kirchlichen Mandaten. Das passt perfekt zur Stiftung Fliege.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Gravierende Verschiebungen der Welthandelsströme voraus – Gold als neutrale Währung

Der Dollar behält auf absehbare Zeit seine Vormachtstellung

Gita Gopinath, die Erste Stellvertretende Geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds, nimmt die Zukunft des Internationalen Währungssystems (IMS) in den Blick. Am Stanford Institute for Economic Policy Research hat sie in einer Rede herausgearbeitet, welche Folgen die Verschiebung der Handels- und Investitionsströme für die großen Handelswährungen haben wird.
  • Fuchs plus
  • USA planen Sanktionen gegen chinesische E-Autos

Risiken für CNY steigen

Der Handelskonflikt zwischen der EU, den USA und China nimmt an Schärfe zu. Jetzt drohen auch die USA mit neuen Sanktionen. Von denen könnte vor allem Chinas E-Mobilität und der Solar-Sektor betroffen sein. Daraus erwachsen Risiken für den Chinesischen Yuan.
  • Fuchs plus
  • Vietnam profitiert von Deglobalisierung

Rendite-Booster Dong

Flagge Vietnams ©picture alliance / Zoonar | BUTENKOV ALEKSEY
Das asiatische Schwellenland kann mit einer jungen und gut ausgebildeten Gesellschaft aufwarten. Über 60% der Vietnamesen sind unter 30 Jahre alt. Neben dem Tourismus punktet das produzierende Gewerbe, welches ausländische Direktinvestitionen anzieht. Die relativ niedrigen Herstellungskosten in dem knapp 100 Mio. Einwohner zählenden Küstenstaat sorgen für volle Auftragsbücher. Die Administration in Vietnam steuert das Land mit wachstumsfreundlichen Maßnahmen.
Zum Seitenanfang