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Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

Infineon punktet beim Verhaltenskodex

Infineon legt beim Verhaltenskodex vor – hier ist der DAX-Konzern vorbildlich. Aber in der Vergangenheit war das Unternehmen in diverse Wettbewerbsverstöße involviert. Jetzt ist es zwar ruhiger geworden. Aber das sagt bekanntlich nichts.

Die Konzentration in der Halbleiterbranche nimmt zu. Die Top-25-Hersteller, zu denen Infineon gehört, machen drei Viertel des Weltmarktes aus und wachsen weit überproportional. Infineon ist mit Zukäufen, zuletzt war man an Wolfspeed dran, davor schluckte man Rectifier, mit im Rennen.

Welche Compliance-Risiken ergeben sich, wenn der Markt oligopolistisch wird? Schon in der Vergangenheit war das Unternehmen in diverse Wettbewerbsverstöße involviert, jetzt ist es ruhiger geworden, aber das sagt bekanntlich nichts. Der Chiphersteller liegt mit einem CC Rating in der Mitte der DAX-Wertung und hat in punkto Compliance vor allem Verbesserungsbedarf in der Kommunikation.

So engagiert man sich in Projekten, die problematische Rohstoffe, etwa Blei, substituieren sollen, doch weder der Umfang des Engagements noch die Fortschritte sind transparent.

Verhaltenskodex

Ein nahezu vorbildlicher und aktueller Verhaltenskodex, der einen umfassenden und ansprechenden Einblick liefert. Dazu zahlreiche weitere Richtlinien zu Kartellrecht, Geschenke & Einladungen, Einkaufsrichtlinien, Datenschutz, Good Corporate Citizenship, Compliance-Vorfälle usw. Teilweise sind die Ausführungen etwas kompliziert, konkrete Beispiele und Q&A wären gut gewesen.

Herausragend sind Orientierungshilfen zu den Kerninhalten durch eingestreute Zusammenfassungen (z.B. „Geschäftspartner auf Integrität prüfen", „Verdacht auf Fehlverhalten proaktiv melden"). Inhaltlich prägant - das ist wirklich sorgfältig gemacht! 

Lieferantenkodex

Punkte gibt es überwiegend für die recht gute Abdeckung allgemein üblicher Themen, die Einbettung in internationale Richtlinien und die Bestimmtheit der Vorgaben. Punktabzüge erfolgen vor allem für das komplette Fehlen von Informationen zu Konsequenzen bei Verstößen.

Die Überprüfung basiert überwiegend auf Fragebögen mit der Möglichkeit eines Audits. Das ist schwach. Es ist unklar, inwiefern überhaupt Audits stattfinden. Zu Sublieferanten heißt es lapidar: „Our Suppliers shall provide us with information thereof upon request." Dies ist zu wenig. Es findet sich ebenfalls nichts zu einem Whistleblower-System. Wie ernst ist es dem Kodex eigentlich?

CMS Compliance-Management-System

Die früheren Skandale scheinen Spuren hinterlassen zu haben: Jährlich findet eine formalisierte Bewertung der Compliance-Risiken insbesondere zu Kartellrecht und Korruption statt. Der Reportingweg ist beschrieben und umfasst die Infineon Integrity Line und einen externen Ombudsmann.

Für die Durchführung von internen Ermittlungen gibt es eine gesonderte Richtlinie: „Management von Compliance-Vorfällen". Gut auch, dass die Richtlinien für Geschenke und Einladungen sowie zur Korruptionsvermeidung veröffentlicht wurden. Nach außen auf der Website sind die Informationen zu Compliance sehr unergiebig, es fehlt der nötige Detailgrad um eine richtige Compliancekultur zum Ausdruck zu bringen. 

Kommunikation 

Aktuell keine Skandale, aber in der Vergangenheit. Hierzu findet man auf der Homepage jedoch eher versteckte Fußnoten etwa zum Kartellverfahren der EU Kommission (Chipkarten) gegen Infineon mit dem verhängten Bußgeld in Höhe von 83 Millionen Euro. Viele Hotspots werden adressiert, dazu zählt das Thema Datenschutz. Die Konfliktfreiheit von Rohstoffen wird aufgegriffen.

Zu kurz kommt das Thema erneuerbare Energien, denn die Fortschrittsprosa der Unternehmens erzählt uns ständig von der „umweltverträglichen" Digitalisierung – doch die hat einen immensen Verbrauch Seltener Erden und erzeugt immer neue Anlässe für einen hohen Energiebedarf. Zur Industrie 4.0 gibt's ein whitepaper der deutschen Industrie, das ist aber eher eine Werbebroschüre und kein wirklicher Dialog.

Fazit: Den optimalen Umgang mit Compliance hat Infineon nicht erfunden. Aber der Konzern steht im DAX auch nicht hinten an. „Nur" erhöhtes Investorenrisiko.  

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

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