Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
3547
Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

Probier’s mal mit weniger Überheblichkeit

Daimler vermittelt das Bild eines Autobauers, bei dem  zur Compliance sämtliche Prozesse strukturiert angelegt sind. Aber Zweifel, ob sie gelebt werden, sind angebracht. Dafür spricht eine Reihe von Punkten.

Daimler hat für seine Rolle im Lkw-Kartell die höchste durch das Europäische Kartellamt jemals ausgesprochene Strafe von über einer Milliarde Euro erhalten. Ein Verfahren aufgrund eines Stahlkartells wird noch geprüft und ob eines zum Auto-Kartell eröffnet wird, gehört zu den spannenden Fragen dieses Sommers. Drei Jahre lang stand der Konzern, schon unter seinem Chef Zetsche, unter dem Monitoring der SEC und wurde vom FBI überprüft.Hohe Bußgelder wurden fällig.

In den letzten Jahren war der Konzern wiederholt in Rechtsstreitigkeiten verwickelt, die sich u.a. auf unlauteres Geschäftsgebaren bezogen. Das Compliance-System wurde im Zuge der SEC Ermittlungen 2011 modernisiert. Dem Verhaltenskodex merkt man an, dass er im Dialog mit den Mitarbeitern entwickelt wurde. Auch der Lieferantenkodex ist überdurchschnittlich.

Verhaltenskodex

Ein auch formal überzeugender Verhaltenskodex, der aus einem recht umfassenden Leitbild die wesentlichen Themen entwickelt und in der jeweils gebotenen Ausführlichkeit verständlich darstellt. Der Kodex betont die positiven Aspekte für die Mitarbeiter, so dass Hinweise auf Meldungen und Sanktionen etwas zu kurz kommen. Alle wesentlichen Themen sind vorhanden, mit Ausnahme der Dokumentation von Geschäftsvorfällen. Nur summarisch wird auf Geldwäsche- und Handelskontrollgesetze hingewiesen. 

Lieferantenkodex

Ein guter Lieferantenkodex, der intelligent in alle gängigen internationalen Richtlinien eingebettet ist und die üblichen Themen abdeckt, die auch gut erläutert werden. Dies auch in bestimmter Diktion. Er kann in insgesamt zehn Sprachen heruntergeladen werden. Punktabzüge gibt es für zu geringe Informationen zu Sanktionen bei Verstößen und Überwachungsmaßnahmen. Hierzu muss man auf die Homepage von Daimler gehen. Es hätte mehr in dem Code selbst gesagt werden können. Ein eigenständiger Punkt mit Hinweisen zu Audits wäre angebracht.

CMS Compliance-Management-System

Seit 2011 gibt es das Vorstandsressort „Integrität und Recht". Es führt „eine konzernweite systematische Risikoanalyse in allen Geschäftseinheiten" durch. „Dabei wurden sowohl qualitative als auch quantitative Indikatoren beurteilt – etwa das jeweilige Geschäftsmodell, relevante Umfeldbedingungen sowie die Art der Vertragspartnerbeziehungen." An dem Zahlenmaterial darf der interessierte Investor etwas teilhaben: 2016 gab es für 73.000 Mitarbeiter ein Präsenztraining oder e-learning. Angaben über die Personalstärke finden sich aber keine.

Das CMS wird kontinuierlich evaluiert, was angesichts der Skandale aber an dessen Effektivität zweifeln lässt. Das Hinweisgebersystem BPO operiert in Deutschland über einen neutralen Mittler (Rechtsanwalt). Daimler hat eine ordentliche Compliance-Unterseite, die aber noch mit mehr Details ausgestattet werden könnte. 

Kommunikation 

Vorherrschend ist ein ignoranter Umgang mit den eigenen Problemfällen und der Öffentlichkeit. Zum aktuellen Kartellverdacht äußerte Daimler-Chef Zetsche auf Linkedin, dass er „sich nicht an Spekulationen beteiligen will", die er aber zuvor selbst durch sein No-Comment zur Selbstanzeige in Brüssel befeuerte. Anschließend wünscht er „schöne Sommerferien". Das ist unangemessen, zumal Mercedes zuvor freiwillig drei Millionen Diesel-Fahrzeuge zur Nachbesserung in die Werkstatt zurückruft, nachdem von Seiten des Kraftfahrtbundesamt Manipulationsvorwürfe laut wurden.

Die Problemthemen des Konzerns wie Datenschutz, Klimaschutz, hoher Rohstoffverbrauch, Konfliktmaterialien werden nur geringfügig auf der Homepage thematisiert. Mit dem SWR liegt man in einem Rechtsstreit über Dumpinglöhne in einem Untertürkheimer Mercedeswerk.

Fazit: Daimlers Compliancekultur krankt an Überheblichkeit. Die Prozesse sind angelegt, aber werden offenbar nicht hinreichend gelebt. Daher erhöhtes Investorenrisiko.  

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH

Eyb & Wallwitz ist mit dem Kunden nicht auf Augenhöhe

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
„Als Philosoph und Mathematiker ist es mir ein Bestreben die aktive Vermögensverwaltung mit sozialem Engagement und Verantwortung zu vereinen“, stellt sich Geschäftsführer Dr. Georg von Wallwitz im Anlagevorschlag vor. Man sei der Überzeugung, dass nachhaltiges und verantwortungsvolles Wirtschaften langfristig mit wirtschaftlichem Mehrwert einhergehe und sich für Stiftungskunden auszahle.“ Das Zitat lässt beim Leser die schönsten Hoffnungsblätter ergrünen. Bringt Eyb & Wallwitz sie zum Blühen?
  • Fuchs plus
  • Forschung zur Rückeinspeisung von Strom aus dem E-Auto

Geld verdienen mit dem Strom-Verkauf aus E-Autos?

Elektro-Auto an einer Ladestation © Wellnhofer Designs / stock.adobe.com
Können E-Autos das Stromnetz stabilisieren und der gespeicherte Strom vielleicht sogar ertragreich wieder verkauft werden? Diese Fragen werden in einem Forschungsprojekt untersucht.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Credo Vermögensmanagement GmbH

CREDO baut Nähe zum Kunden auf

Thumb Stiftungsvermögen 2024, © Grafik Redaktion Fuchsbriefe mit Envato Elements
Eule, Segelboot, Keimling und Füllhalter – mit diesen Bildmotiven begrüßt CREDO auf der Website seine Gäste. Die Eule beobachtet genau, das Segelboot manövriert durch stürmische Zeiten, der Keimling steht für gesundes Wachstum und der Füllhalter soll Unabhängigkeit symbolisieren. Nicht schlecht gelöst. CREDO bedeutet laut Website „Ich glaube". Glauben und Vertrauen seien die wertvollsten Güter, der Ursprung des Unternehmens liege in kirchlichen Mandaten. Das passt perfekt zur Stiftung Fliege.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Gravierende Verschiebungen der Welthandelsströme voraus – Gold als neutrale Währung

Der Dollar behält auf absehbare Zeit seine Vormachtstellung

Gita Gopinath, die Erste Stellvertretende Geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds, nimmt die Zukunft des Internationalen Währungssystems (IMS) in den Blick. Am Stanford Institute for Economic Policy Research hat sie in einer Rede herausgearbeitet, welche Folgen die Verschiebung der Handels- und Investitionsströme für die großen Handelswährungen haben wird.
  • Fuchs plus
  • USA planen Sanktionen gegen chinesische E-Autos

Risiken für CNY steigen

Der Handelskonflikt zwischen der EU, den USA und China nimmt an Schärfe zu. Jetzt drohen auch die USA mit neuen Sanktionen. Von denen könnte vor allem Chinas E-Mobilität und der Solar-Sektor betroffen sein. Daraus erwachsen Risiken für den Chinesischen Yuan.
  • Fuchs plus
  • Vietnam profitiert von Deglobalisierung

Rendite-Booster Dong

Flagge Vietnams ©picture alliance / Zoonar | BUTENKOV ALEKSEY
Das asiatische Schwellenland kann mit einer jungen und gut ausgebildeten Gesellschaft aufwarten. Über 60% der Vietnamesen sind unter 30 Jahre alt. Neben dem Tourismus punktet das produzierende Gewerbe, welches ausländische Direktinvestitionen anzieht. Die relativ niedrigen Herstellungskosten in dem knapp 100 Mio. Einwohner zählenden Küstenstaat sorgen für volle Auftragsbücher. Die Administration in Vietnam steuert das Land mit wachstumsfreundlichen Maßnahmen.
Zum Seitenanfang